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 Im Gespräch mit ….

JON GEOFFREY GOLDSWORTHY

Schon seit über 30 Jahren steht der gebürtige Amerikaner Jon Geoffrey Goldsworthy auf deutschen Bühnen. Derzeit kann man ihn in Pforzheim gleich in 3 Stücken sehen: als Professor Higgins in MY FAIR LADY, als Van Helsing in DRACULA und als Richter Turpin in SWEENEY TODD.

MF: Wann hattest Du zum ersten Mal den Wunsch, Darsteller zu werden?

JGG: Ich steh auf der Bühne, seit ich in der Grundschule war. Ich weiß gar nicht, ob es wirklich ein Wunsch war. Für mich war das einfach immer selbstverständlich. Ich war immer in einer Theatergruppe und im Chor sehr aktiv, das war so mein Ding. Damit bin ich aufgewachsen. Aber eigentlich nicht mit der Absicht, das professionell zu tun. Es war schon immer meine Natur. Das erste Mal, dass ich wirklich daran dachte, Theater als Beruf zu machen, das war so etwa in der 10. Klasse. Da habe ich dann richtig handfeste Stücke in der Theatergruppe gespielt.

MF: Hattest Du Unterstützung durch Deine Familie?

JGG: Also, die Frauen in meiner Familie, meine Mutter und meine Großmutter, die haben mich so gesehen, wie ich war und haben mich natürlich auch unterstützt. Mein Vater war etwas pragmatischer und wollte, dass ich etwas anderes studiere. Ich habe dann auch Musikpädagogik studiert. Dort, wo ich aufgewachsen bin, gab‘s ja kein Theater und ich hätte mir nie vorstellen können, damit meinen Lebensunterhalt zu verdienen.

MF: Was war dann der Auslöser, nach Deutschland zu gehen?

JGG: Das war eine Verkettung von Ereignissen. Als ich in den Staaten Musik studierte, war mein Hauptfach Vokalmusik. Im klassischen Bereich kommt man da nicht um die Literatur herum. Deshalb hab ich 2 Semester Deutsch belegt und gemerkt, dass mir die Sprache einfach liegt. Eigentlich wollte ich immer französisch sprechen, aber es wurde halt Deutsch. Ich habe als Pädagoge Deutsch zu meinem Zweithauptfach gewählt und dann meinen Bachelor gemacht. Danach kam ich in einem Austauschsemester nach Deutschland an unsere Partner-Uni in Augsburg. Dort habe ich eine Gesangspädagogin kennengelernt, die mich zum Studium ans Konzervatorum in Augsburg eingeladen hat. Dort habe ich Opern- und Konzertgesang studiert. Selbst zu der Zeit hätte ich nie gedacht, dass ich hier bleibe. Aber eins kam zum anderen. Ich wurde direkt nach dem Studium in Augsburg am Theater engagiert. Dann kam ich nach Pforzheim und wurde hier für 7 Jahre fest engagiert.

MF: Das erklärt natürlich auch Dein gutes Deutsch. Als Professor Higgins gibst Du ja Eliza Sprachunterricht und lehrst Phonetik.

JGG: Ja, das macht mich auch ein bisschen stolz. Ich muss ehrlich sagen, die Aussprache war mir schon immer wichtig, einfach weil ich ein musikalischer Mensch bin. Sprache und Musik ist für einen Sänger ja eine Einheit. Dazu gehören auch der Klang der Vokale und die Musik der Sprache. Aber, ganz ehrlich, dass ich den Higgins mal auf Deutsch spiele, hätte ich auch nicht gedacht.

MF: Du bist ja schon ziemlich lange in Pforzheim. Was verbindet Dich mit der Stadt?

JGG: Ich kam 1991, zu einer Zeit, als das Theater noch ganz neu war und ich kam mit einem neuen Ensemble. Das heißt, sie waren alle so wie ich ganz am Anfang. Das war eine tolle Zeit. Es klingt ein bisschen abgedroschen, aber wir waren in den 7 Spielzeiten, die ich hier war, wie eine große Familie. Man verbringt als Ensemblemitglied ja viel Zeit im Theater und lebt quasi mit den Kollegen zusammen. Vielleicht ist so die Bindung entstanden.

MF: Du spielst derzeit in 3 verschiedenen Rollen. Welche ist davon Deine Lieblingsrolle? Van Helsing, der das Böse jagt, in DRACULA, Richter Turpin in SWEENEY TODD (Premiere am 23.4.2015), der wirklich ein böser Mensch ist, oder Professor Higgins in MY FAIR LADY.

JGG: Als Darsteller ist natürlich Professor Higgins in MY FAIR LADY am komplexesten. Er ist mehrdimensional, er ist die ganze Zeit auf der Bühne. Das ist auch eine sprachliche und darstellerische Herausforderung. Von daher müsste ich eigentlich Higgins sagen. Ich spiele aber schon gerne die Bösewichte. Insofern gefällt mir die Rolle des Richter Turpin in SWEENEY TODD auch sehr gut. Ich mag gerne ein Despot sein, weil ich es im Privaten eigentlich gar nicht bin. Da darf ich es dann auf der Bühne ausleben. Natürlich ist DRACULA auch eine schöne Produktion, wobei die Figur des Van Helsing in dem Stück ein bisschen kurz beleuchtet wird. Aber eigentlich gibt die Rolle des Higgins doch am meisten her. Er ist ein verkopfter Mensch, sein Chauvinismus ist eine Philosophie, sobald der Mensch darunter zum Vorschein kommt, wird er immer weicher.

MF: Du hast von 2000-2004 in Füssen und München König Ludwig II gespielt. Außerdem gibt es zwei Dokumentationen über König Ludwig, in denen Du den König gespielt hast. War es für Dich schwierig, Dich in die Rolle dieses exzentrischen Menschen hinein zu versetzen?

JGG: Ich hatte das große Glück, schon 1997 den Sweeney Todd zu spielen. Und wenn man den Sweeney Todd gespielt hat, dann ist es viel leichter, so eine komplexe Persönlichkeit zu spielen. Das ist auch ein Mensch, der zerrissen ist, der nicht von Grund auf böse ist. Genau wie Ludwig, ein Mensch, der getrieben wird in seinen Vorstellungen, in seinen Ansprüchen an die Menschen und an die Kunst. So etwas macht unheimlich Spaß zu spielen. Ich war sehr stolz, dass ich als Amerikaner den bayerischen König spielen durfte. Das war eine wunderschöne Zeit. Ganz einmalig, dort im Königswinkel zu spielen. Diese Atmosphäre gibt es sonst nirgendwo. Und diese Liebe der Menschen zu ihrem König zu erleben, auch heute noch, ist unglaublich. Ich habe die Rolle immer mit großem Respekt gespielt, ich wollte nicht, dass Ludwig wahnsinnig oder arrogant wirkt. Wenn man bedenkt, dass er mit 18 schon den Thron bestiegen hat, völlig arglos in solchen Dingen, und eigentlich, so wie ich, auch eine verträumte Seele. Das war mir sehr sympathisch und das wollte ich unbedingt auch zeigen. Auch diese Unsicherheit, aber auch die Autorität und die Erwartungshaltung, die ihn dann getrieben hat. Alle sollten wie er denken und sollten der Kunst huldigen usw. Das war vielleicht auch sein Untergang. Ich sehe den König als Menschen und ich wollte ihn auch unbedingt als Mensch darstellen.

MF: Gibt es eine Traumrolle, die Du gerne noch spielen möchtest?

JGG: Es gibt ein paar Sachen, die ich gerne spielen würde. Vor allem Don Quichotte, den Mann von La Mancha. Das ist auch wieder so eine zerrissene, ein bisschen wahnsinnige Persönlichkeit, aber auch eine sehr poetische Figur. Das ist die Richtung, die mir sehr gefällt.

MF: Was magst Du an Deinem Beruf? Und was nicht?

JGG: Ich mag fast alles an meinem Beruf. Es gibt Zeiten, da hat jeder, der in diesem Beruf ist, Zweifel, ob er das bis zum Ende durchziehen will.

Solche Zeiten hatte ich auch. Und dann experimentiert man außerhalb des Theaters. Das ist auch ganz gut so, denn entweder kommt man zur Erkenntnis, man kann es nicht durchstehen oder man kann nicht ohne Theater leben. Bei mir war es das zweite. Ich bin einfach mit dem Theater liiert und werde es auch bleiben. Das bin ich!

Also ich mag das meiste am Theater. Wie gesagt, vor allem die Arbeit. Ich mag gerne schwer arbeiten, viel arbeiten, fleißig arbeiten. Was ich nicht ausstehen kann, ist Apathie, Gleichgültigkeit, wenn Leute nicht ordentlich oder schlampig arbeiten.

Was ich auch an meinem Beruf nicht mag, ist das Feilschen, wenn es um Verträge geht. Dabei komme ich mir immer blöd vor. Natürlich habe ich im Laufe der Jahre gelernt, damit umzugehen und dass ich doch etwas wert bin. Gerade wenn man fleißig ist und viel Energie mitbringt, sollte das auch finanziell gewürdigt werden. Das ist die Crux bei einem Sänger oder einem Bühnenmenschen. Weil du es bist, weil es einfach ein Teil Deiner Persönlichkeit ist, ist es oft schwierig, dies monetär zu betrachten.

Ich werde oft spontan auf Partys gefragt, ob ich nicht etwas singen könnte. Das mach ich grundsätzlich nicht! Nicht aus Arroganz, auf keinen Fall. Aber das ist das, was ich für meinen Lebensunterhalt mache. Auch, wenn ich nicht immer die größten Gagen verlange. Es ist nicht mein Hobby, obwohl es ein tolles Hobby gewesen wäre! Es ist mein Beruf.

Solche Überfälle mag ich überhaupt nicht. Einfach vorher fragen! Dann mach ich das auch jederzeit. Ich singe demnächst auch auf einer Geburtstagsfeier. Aber letztes Jahr hat mich eine Frau am Abend „überfallen“ und ihr habe ich es abgeschlagen und gesagt „wenn Du willst, dass ich singe, dann frag mich vorher“. Natürlich verlange ich auch nichts dafür, wenn ich für Freunde singe.

Ja, das Feilschen und das Geld und immer schauen, dass man am Ball bleibt, das ist schon schwierig.

MF: Ist das auch der Grund, warum Du mehr an Stadttheatern spielst als in En-Suite-Produktionen? Wie mir gesagt wurde, sind bei En-Suite-Produktionen die Gagen schlechter als an den Stadttheatern.

JGG: Das ist immer relativ. Wenn man eine Grundgage hat und gutes Geld bekommt und vielleicht 26 Vorstellungen im Monat spielt, kommt da auch ganz schön was zusammen. Nur, man spielt dann eben 26 Vorstellungen! Ich hab zuletzt auch Tournee-Theater gespielt für wenig Geld, da macht es dann einfach die Menge aus. Ich bin ein Mensch, der geregelte Strukturen mag und das ist halt am Stadttheater eher gegeben. Es wird in geregelten Zeiten geprobt, weil ja Ensemble, Chor und Orchester Tarifverträge haben. Ist die Probe dann auch pünktlich zu Ende und hat man ein bisschen Privatzeit. Bei den kommerziellen Produktionen wie bei der Stage gibt es auch geregelte Zeiten. Aber in freien Produktionen, wie z.B. Sommerfestspiele oder so, ist das manchmal nicht geregelt und dann fühlt man sich schon ein bisschen ausgenutzt.

Dass ich am Theater mehr mache, ist einfach Zufall. Ludwig II war für mich das erste Kommerzielle, und es hat mir wahnsinnig gut gefallen. Ich habe nichts dagegen.

MF: Jetzt haben wir viel über Deinen Beruf geredet. Uns ist aufgefallen, daß auf Deiner Homepage die Rubrik „über mich“ leer. Dürfen wir trotzdem etwas Privates fragen?

Was würdest Du als Deine beste Eigenschaft nennen? Fleißig war vorhin schon einmal ein Stichwort!

JGG: Fleißig – ja , was meine Arbeit betrifft. Vielleicht, auf eine gewisse Weise, meine Treue. Meine Freunde bleiben meine Freunde. Ich kann sehr viel verzeihen, ich kann sehr viel ertragen. Ich bemühe mich, großzügig gegenüber anderen zu sein. Damit fährt man immer besser.

Im Beruf bin ich, wenn ich mit einem Regisseur arbeite, zumindest am Anfang sehr hörig, denn ich denke, er sollte seine Chance haben. Und wenn ich nicht wirklich 100% für seine Vorstellungen offen bin und mich von vornherein querstelle, dann werden wir nie auf die gemeinsame Ebene kommen, wo man auch mal kritisieren kann.

Ja, Treue und Offenheit für andere! Das ist meins!

MF: Das klingt ein bißchen wie Dein Sternzeichen, nämlich Stier. Glaubst Du denn auch, daß die Eigenschaften der Sternzeichen zutreffen?

JGG: Also für meine Begriffe stimmt das viel zu oft überein. Also ich würde sagen, ja, da ist etwas dran.

MF: Bist Du abergläubisch?

JGG: Ich würde es zwar nie zugeben, aber im Unterbewußtsein schon. Wenn z.B. eine schwarze Katze über den Weg läuft, das geht mir durch den Kopf. Das ist wahrscheinlich Konditionierung. Aber wenn ich z.B. Kettenbriefe bekomme, das finde ich ganz schlimm. Irgendwie ist das psychische Erpressung. Die klick ich weg, da hab ich gar kein Problem mit.

MF: Hast Du ein Vorbild?

JGG: Ich habe viele Vorbilder! Als Sänger ist Fritz Wunderlich für mich der Gott. Er hat es wirklich verstanden, was es bedeutet, Musik und Text zu einer schönen Einheit zusammen zu führen, bei der immer auch die Seele durchschimmert.

MF: Magst Du Tiere?

JGG: Ich liebe Tiere! Ich bin immer überwältigt, wie Tiere sich selbst organisieren. Das hat ihnen die Natur gegeben. Sie müssen keine Strukturen bauen, um auf der Welt zurecht zu kommen. Ich wünschte, wir Menschen könnten das ein bisschen nachmachen. Wir drehen uns im Kreis und irgendwie geht’s immer wieder zurück ins Mittelalter und dann gibt’s wieder eine Neuzeit. Tiere haben einfach immer existiert. Sie sind so anmutig. Wenn man Tiere beobachtet, wie arglos sie sind. Das ist das Schöne. Sie sind überhaupt nicht verdorben. Sie reflektieren nicht, sie existieren nur. Und dennoch empfinden sie genau so wie wir Trauer oder Liebe oder Schmerz. Das glaube ich ganz sicher und das finde ich so bewunderswert.

MF: Hast Du Haustiere?

JGG: Ja! Mein Hund ist mein Alles. Und eben aus dem Grund. Der ist kompromisslos in seiner Liebe, der hält zu mir. Natürlich ist er von mir abhängig. Aber es ist auch schön, für ihn da zu sein. Obwohl es durch die Arbeit natürlich manchmal sehr umständlich ist. Da denke ich nicht drüber nach, ob ich beispielsweise für ihn in der Deutschen Bahn genau das gleiche Geld bezahlen muß wie für mich, natürlich ohne Anspruch auf einen Sitzplatz. Aber das mache ich dann gerne und zeige immer ganz stolz seine Fahrkarte. Diese Verantwortung übernehme ich sehr, sehr gerne.

MF: Wenn Du 3 Wünsche an die Zukunft hättest, was würdest Du Dir wünschen?

JGG: Das ist eine schwierige Frage. Ich wünschte uns, dass es endlich keine Kriege mehr gäbe auf dieser Erde. Das diese Spaltung der Menschheit durch die Religion endlich aufhören würde. Das wäre eigentlich mein größter Wunsch. Das der Mensch sich einfach frei entfalten kann und so sein, wie er ist. Ich glaube, damit wären dann alle 3 Wünsche abgegolten.

MF: Was fällt Dir zu MOZART und WIEN ein?

JGG: Mozart? Also ich bin ganz stolz, aus der einzigen Mozart-Stadt Deutschlands zu kommen, aus Augsburg. Denn die Familie Mozart wohnte ja in Augsburg, stammen aus dem Augsburger Land und sind richtige Schwaben gewesen. Und ich bin natürlich sehr gespannt auf Wien, weil das ja die Mozart-Stadt geworden ist. Einfach diese Luft zu atmen, wenn man durch die Wiener Altstadt spaziert. Man spürt Mozart. Man spürt Beethoven. Es ist noch immer präsent in dieser Musikstadt. Und natürlich freue ich mich sehr auf meine Rolle im Musical Mozart.

 

MF: Vielen Dank für das ausführliche Interview und toi toi toi für Wien!

 

Derzeit könnt Ihr Jon Geoffrey Goldsworthy noch in folgenden Produktionen sehen:

In Pforzheim als Richter Turpin in “Sweeney Todd” am 16., 27. und 28.6.2015

und als Professor van Helsing in “Dracula” am 19. und 26.6.2015

http://www.theater-pforzheim.de/spielplan/musical.html

 

Ab September ist er dann im Musical “Mozart” in Wien zu sehen:

http://www.musicalvienna.at/index.php/de/spielplan/production/173560

 

 

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Professor Higgins - My fair Lady

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Professor van Helsing - Dracula

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Nachtclubbesitzer George in La Cage

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Richter Turpin - Sweeney Todd

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und ganz privat mit “Oscar”

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