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Im Gespräch mit

ULI SCHERBEL

Uli Scherbel gilt als einer der Sunnyboys auf deutschen Musicalbühnen. Mit Rollen in den Musicals „Hair“, „Joseph“, „Cats“, „3 Musketiere“, „Ich war noch niemals in New York“ , „Rocky Horror Show“ u.v.m. spielte er sich in die Herzen der Zuschauer. Ganz aktuell wird er jedoch den „Mephisto“ in seiner Heimatstadt Kronach spielen.

MF: Wann hattest Du zum ersten Mal den Wunsch, im Rampenlicht stehen?

US: Das fing eigentlich schon mit meiner Geburt an. Meine Mutter erzählt immer die Geschichte, dass ich die 1.000ste Geburt bei uns im Landkreis in diesem Jahr war und sie hat dann tatsächlich mit der Chefarztgattin zusammen im Kreissaal gelegen und man nahm eigentlich an, dass das Baby des Chefarztes das Rennen macht, aber ich war schneller. Somit war ich die 1.000ste Geburt bei uns im Landkreis und hatte gleich mal einen “großen“ Auftritt. Also ich glaube, eine gewisse Bühnenaffinität war damit schon gegeben.

Ich glaube auch, sowas entscheidet man nicht, das ist Berufung. Karma! Entweder man hat es oder man hat es nicht. Es gibt ja auch Leute die sagen, um Himmels Willen bloß keine Bühne. Ich war halt als Kind schon so.

MF: Das heißt, Du hast auch schon als Kind auf der Bühne gestanden?

US: Ja, soweit das auf dem Land möglich ist. Wenn ich es lustig formuliere, dann wurde ich vor dem Stimmbruch immer Weihnachten „rausgelassen“ für den Knabensopran. Und beim Fasching (Karneval) , wenn es darum ging, dass ein Kind einen Prolog in der Bütt‘ hält. Bei uns gibt es eine große Faschingskultur. Oder in der Schule, wenn es darum ging, dass jemand ein Gedicht aufsagt, wurde immer ich rausgezogen.

MF: Hattest Du von zuhause aus Unterstützung?

US: Also ich bin, eigentlich ziemlich untypisch für einen Darsteller, in einer völlig theaterfreien Familie aufgewachsen, was aber nicht daran liegt, dass meine Eltern das nicht mochten, sondern daran, dass es auf dem Land keine Möglichkeiten gab. Das nächste Theater war 40 km weg. Die einzige „Theatererfahrung“ die ich hatte, war das Halligalli zuhause. Aber meine Eltern haben immer sehr gerne gesungen, ich glaube, daher habe ich das auch. In der Kirche hat man mich nie gehört, weil ich zwischen Vater und Mutter stand, die einfach zweimal so laut waren. Somit das beste Stimmtraining! Aber sie haben mich nicht an einer Bühnenlaufbahn gehindert. Doch sie hatten das nötige Mißtrauen. Einfach so zu sagen „mach das jetzt“ und das ist so toll , das wäre auch nicht gut.

MF: Also hast Du noch einen anderen Beruf gelernt?

US: Ja, ich bin Krankenpfleger, staatlich examiniert, mit allem drum und dran. Sehr stolz darauf ich liebe auch diesen Beruf und sehe diesen ebenfalls als Berufung!

MF: Das heißt, wenn im Publikum jemand umfällt, rettest Du ihn?

US: Ja, das gab es auch schon. Das war bei „Cats“ in Berlin, das werde ich nie vergessen! Ich hatte eine Covershow und saß im Publikum, als eine Frau mit Unterzucker kollabiert ist. Wir haben sie dann rausgebracht und ich hab sie gefragt, ob sie Traubenzucker dabei hat. Und dann hat einer der Einlasser gesagt, um ihr ein bisschen die Angst zu nehmen und den Stress abzubauen, das ist übrigens einer von den Darstellern, eine von den Katzen. Aber er ist auch Krankenpfleger. Und dann meinte die Frau nur, ja was jetzt, Katze oder Krankenpfleger? Das werde ich nie vergessen. Sozusagen die „Krankenpfleger-Katze“, die gab es bis dahin noch nicht.

MF: Mit welchem Stück warst Du denn zum ersten Mal professionell auf der Bühne?

US: Ich denke, das war 1994 „Dracula“ als Musical-Uraufführung am Bamberger           E.T.A.-Hoffmann -Theater mit Mathias Christian Kosel als musikalischem Leiter. Das war meine erste richtige Audition und ich wurde engagiert, obwohl ich eigentlich noch hauptamtlich Krankenpfleger war, mich aber schon auf die Aufnahmeprüfungen für die Musicalschule vorbereitete. Aber ich dachte mir, aus Spaß an der Freude, ich mach da mal mit. Das war mein erstes Profi-Engagement.

MF: Und wo hast Du so toll tanzen gelernt?

US: Ich kann gar nicht gut tanzen (lacht), aber ich bewege mich halt so gerne. Warum ich mich für Musical entschieden habe war, dass ich mich nicht für eine Sparte entscheiden konnte. Es gibt halt Menschen die wollen nur Singen, Singen, Singen oder Spielen, Spielen, Spielen. Aber ich wollte alles machen, Singen, Tanzen und Spielen. Ich bewege mich halt unheimlich gerne, ich glaube, früher war ich das typische ADHS-Kind (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung). Aber meine Eltern haben mich halt immer rausgeschickt und draußen rumhüpfen lassen und so habe ich mir das irgendwie ins Erwachsenenalter rübergerettet. Also Stillstehen ist auch so auf der Bühne nicht meins, ich mag mich lieber bewegen. „Tanz durch die Welt“, ist sozusagen mein Motto

MF: Und wo hast Du so gut steppen gelernt?

US: Mit steppen fing das Ganze eigentlich alles an. Ich habe ja mit der Berufsausbildung tatsächlich erst mit 19 angefangen. Und das war ein Stepptanzkurs den mir meine damalige WG schenkte. Da war ich gerade ausgebildeter Krankenpfleger und es war immer sehr lustig, weil ich mit den Birkenstocks immer den Flur im Krankenhaus entlang gesteppt bin, mit Tabletten in der Hand. Ich sehe heute noch unsere türkische Putzfrau, die kopfschüttelnd am Ende des Ganges stand. Meine Chefin hat nur cool mit den Achseln gezuckt und gemeint „das ist halt der Uli“ . So ging das los.

MF: Gibt es eine Rolle, die Du besonders gerne einmal spielen würdest?

US: Ich hatte das Glück, das immer die Rolle, die ich gerade spiele oder gespielt habe, immer meine Traumrolle war und ist. Joseph war natürlich super, Claude (Hair) war toll, D’Artagnon (3M) oder auch Fred (IWNNINY) usw. Und ich war immer so dankbar und so happy für diese Rollen. Schlimm ist eigentlich nur, wenn du eine Rolle spielst, hinter der du nicht stehst und nach dem neben dir schielst und denkst, eigentlich würde ich lieber die Rolle spielen. Das gabs bei mir glücklicherweise niemals. Von daher bin ich jetzt, nach 20 Jahren, etwas bescheidener was das angeht und ich sage nicht, ich möchte noch das und das und das spielen. Es gibt ein paar Sachen, die leider aus zeitlichen Gründen nie geklappt haben. Ich hätte z.B. gerne mal Tony (West Side Story) gespielt , aber dazu bin ich leider jetzt zu alt. Das ist halt so.

Es gibt schon Sachen, die mich interessieren würden. Ich weiß aber, dass man als Darsteller sehr oft typisiert wird. Und da ist ein Unterschied, in dem was wir wollen und in dem , was in uns gesehen wird. Mit den Rollen, die ich gespielt habe, ist man halt auch immer in einer Schublade drin. Ich habe nichts gegen die Schublade, aber ich wünsche mir mal wieder einen Regisseur, der sagt, warum nicht der Uli. Deshalb bin ich auch so dankbar, dass ich den Mephisto spielen darf. Daß hätte mir vermutlich sonst niemand zugetraut. Weil diese Rolle wird eigentlich mit einem ganz anderen Typ besetzt. Ich freue mich sehr, dass ich diese Rolle spielen darf.

MF: Gratulation! Wie gehst Du die Rolle an? Wie stehst Du zu „Faust“ und Goethe?

US: Das Schöne ist, dass wir alle „Faust“ in der Schule durchgekaut haben. Damals war ich ehrlich gesagt noch nicht soweit, dass mich das Thema interessiert hätte. Man musste es einfach im Deutschkurs machen. Aber jetzt habe ich mich komplett in Goethe verliebt. Und denke jedes Mal, dieser Mensch hat das vor 200 Jahren geschrieben und es stimmt 1:1 auf den heutigen Tag. Du kannst das alles in unsere Welt übernehmen und die Rolle des Mephisto finde ich so gut, weil ich bei jedem Satz denke, das stimmt, das habe ich auch schon gedacht oder das habe ich auch schon erfahren. Einfach mal in sich selbst hineinschauen und überlegen, wo sind denn die Seiten, wo Du manipulierst oder wo Du jemanden belügst, um gut dazustehen.

Dieses offensichtlich Böse ist ja langweilig. Sich einfach selbst noch einmal zu hinterfragen, das ist interessant und das mag ich an der Rolle des Mephisto.

MF: Das heißt, magst Du lieber das Gute oder das Böse spielen?

US: Mittlerweile mag ich beides. Aber ich wurde natürlich meistens für die Schwiegermutters-Liebling-Rolle besetzt. Was ich auch ganz gerne mache. Ich bin ein Happy-Mensch und ich mag das Leben und, vielleicht auch durch die Krankenpflege bedingt, bringe ich Leute lieber zum Lachen und unterhalte sie. Es gibt genug Elend und Leid in jedermanns Leben, da ist es schön, wenn man mal ins Theater gehen kann und sich freuen kann und mit einem guten Gefühl rausgeht. Und nicht noch denkt, oh wie schrecklich ist das Leben.

Aber jetzt, mit zunehmendem Alter, kommt auch eine Reife. Ich glaube, es gibt keine Freude ohne Trauer. Und so ist es auch mit Gut und Böse. Wir Menschen haben einfach beides.

MF: Wenn Du Zeit hast, was machst Du? Welche Bücher liest Du?

US: Ich lese Hermann Hesse sehr gerne. Diese Phase hat im Alter von neunzehn Jahren begonnen und immer wieder hole ich seine Bücher vor. „Narziß und Goldmund“ mag ich gerne, „Siddhartha“ oder „Das Glasperlenspiel“. Das ist auch jemand, der so wahnsinnig intelligente und für das Leben richtungsweisende Leitlinien geschrieben hat. Aber ich muss auch fairerweise gestehen, dass ich auch gerne mal einen Harry Potter nehme oder Krimis, wo man einfach entspannen kann. Ich mag gerne Krimis mit Lokalkolorit.

MF: Und welche Musik hörst Du daheim?

US: Alles!!! Also musikalisch bin ich ein Massenkonsument. Je nach Stimmung höre ich z.B. Klavierkonzerte von Chopin, weil ich seine Musik gerne mag, dann kommt aber auch mal Nena raus oder aktuelle Popmusik oder Heavy Metal. Also ich höre einfach alles. Bei mir ist das einfach stimmungsabhängig. Musical hab ich früher viel gehört, mittlerweile aber nicht mehr, weil sich mein Hirn dann sofort auf Arbeit umstellt. Wenn ich Musical höre, dann höre ich anders zu, z.B. wie singt das jemand, oder wäre der Song was für mich. Dabei kann ich dann nicht abschalten.

MF: Und wie schaltest Du ab? Kannst Du das überhaupt?

US: Ich kann beim Essen gut abschalten. Ich mache eigentlich auch nur Sport, um Essen zu können. Bevor ich nichts esse, mache ich lieber Sport. Ich esse wahnsinnig gerne, ich esse mit Lust, vor allem Süßspeisen. Und wenn Du mich mit einem großen Eisbecher sitzen siehst, dann siehst Du auch, wie ich abschalten kann. Dann gibt es nur mich und mein Eis.

Ich mache aber auch gerne Yoga oder gehe unheimlich gerne im Wald spazieren und genieße die Jahreszeiten. So Dinge, die jeder macht, die mag ich mittlerweile sehr.

MF: Hast Du eine Lieblings-Jahreszeit?

US: Frühling! Ich mag den Frühling, wenn alles so explodiert und blüht. Herbst ist auch toll, aber da werde ich immer ein bisschen melancholisch. Ich bin ein Frühlingstyp.

MF: Lieblingsfarbe?

US: Eindeutig grün!

MF: Hast Du Haustiere?

US: Nein, leider nicht. Ich mag Tiere sehr, aber berufsbedingt geht das nicht. Ich hatte mal einen Kater, aber den mußte ich dann immer bei einer lieben Freundin unterbringen und am Ende hatte er mehr Beziehung zu ihr als zu mir. Aber solange ich in diesem Beruf arbeite, geht es leider nicht.

MF: Vielen Dank für das nette und lustige Gespräch und toi, toi, toi für alle kommenden Rollen, besonders für „Mephisto“.

Ihr könnt Uli Scherbel in folgenden Produktionen sehen:

22.06.2015 „Summertime“ – Deutsche Oper Berlin

http://www.deutscheoperberlin.de/de_DE/calendar/konzert-der-bigband.12148072

 

30.06.2015 „Rocky Horror Show“ Leipzig

01.07.2015 „Rocky Horror Show“ Leipzig

http://www.oper-leipzig.de/de/programm/richard-o-briens-the-rocky-horror-show/54123

 

am 9.7. , 10.7. , 18.7. und 8.8. in Kronach als Mephisto

http://www.faust-festspiele.de/news/267/id/1418384607/musical-star-uli-scherbel-als-mephisto-.html

 

Und ab 10.10.2015 in „Crazy for you“ - Schleswig Holsteinisches Landestheater Flensburg

http://www.sh-landestheater.de/de/spielstaetten/flensburg.php

 

 

 

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Fotos oben: Uli als Mephisto (c) Eugen Jo Engelhardt

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mit Kaatje Dierks

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und Zodwa Selele

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